Vier Jahre nach der Gründung einer Task Force zum Thema Hochleistungsladen für Nutzfahrzeuge hat CharIN EV eine neue globale Lösung für Schwerlast-Lkw und andere Schwerlasttransportmittel entwickelt und vorgestellt: ein Megawatt-Ladesystem.
Mehr als 300 Besucher nahmen an der Enthüllung des Prototyps des Megawatt Charging System (MCS) auf dem International Electric Vehicle Symposium in Oslo, Norwegen, teil, die eine Demonstration an einem Alpitronic-Ladegerät und einem Elektro-Lkw von Scania umfasste.
Das Ladesystem befasst sich mit einem der größten Hindernisse bei der Elektrifizierung schwerer Lkw: der Möglichkeit, einen Lkw schnell aufzuladen und wieder auf die Straße zu bringen.
„Wir verfügen heute über sogenannte Elektroschlepper für den Kurz- und Mittelstreckenverkehr mit einer Reichweite von etwa 320, vielleicht sogar 480 Kilometern“, sagte Mike Roeth, Geschäftsführer des North American Council for Freight Efficiency, gegenüber HDT. „Das Laden im Megawattbereich ist für uns [die Branche] wirklich wichtig, um diese Reichweite zu erhöhen und entweder lange Regionalfahrten oder Langstreckenfahrten über 800 Kilometer zu bewältigen.“
Das MCS mit Gleichstrom-Schnellladeanschluss für schwere Elektrofahrzeuge wurde entwickelt, um einen weltweiten Standard zu schaffen. Künftig werde das System den Bedarf der Lkw- und Busindustrie nach Ladezeiten innerhalb angemessener Zeit erfüllen, so CharIN-Vertreter in einer Pressemitteilung.
MCS kombiniert die Vorteile und Funktionen des Combined Charging Systems (CCS) nach ISO/IEC 15118 mit einem neuen Steckerdesign für eine höhere Ladeleistung. Das MCS ist für eine Ladespannung von bis zu 1.250 Volt und 3.000 Ampere ausgelegt.
Der Standard ist von entscheidender Bedeutung für batterieelektrische Langstrecken-Lkw, wird aber auch dazu beitragen, den Weg für weitere Schwerlastanwendungen wie Schifffahrt, Luft- und Raumfahrt, Bergbau oder Landwirtschaft zu ebnen.
Die endgültige Veröffentlichung des Standards und des endgültigen Designs des Ladegeräts wird laut CharIn-Vertretern im Jahr 2024 erwartet. CharIn ist ein globaler Verband, der sich auf die Einführung von Elektrofahrzeugen konzentriert.
Eine weitere Errungenschaft: MCS-Steckverbinder
Die CharIN MCS Task Force hat sich außerdem auf die Standardisierung des Ladeanschlusses und der Position für alle Lkw weltweit geeinigt. Die Standardisierung des Ladeanschlusses und des Ladevorgangs sei ein wichtiger Schritt zur Schaffung einer Ladeinfrastruktur für Schwerlast-Lkw, erklärt Roeth.
Zum einen würde schnelleres Laden die Wartezeiten an zukünftigen Raststätten verkürzen. Es würde auch das sogenannte „Gelegenheitsladen“ oder „Routenladen“ unterstützen, bei dem ein Lkw sehr schnell aufgeladen werden kann, um seine Reichweite zu erhöhen.
„So konnten die Lkw über Nacht eine Reichweite von 320 Kilometern erreichen. Dann hält man mitten am Tag für 20 Minuten an und kann die Reichweite um weitere 160 bis 320 Kilometer oder deutlich verlängern“, erklärt Roeth. „Der Lkw-Fahrer macht in dieser Zeit zwar Pause, spart aber viel Geld, da er sich nicht mit riesigen Akkus und Übergewicht herumschlagen muss.“
Diese Art der Aufladung würde erfordern, dass Fracht und Routen besser vorhersehbar sind, aber Roeth sagt, dass mit der Weiterentwicklung der Lastanpassungstechnologien einige Frachten diesen Punkt erreichen und die Elektrifizierung dadurch einfacher wird.
Die CharIN-Mitglieder werden im Jahr 2023 ihre jeweiligen Produkte zur Implementierung von MCS vorstellen. Die Task Force umfasst mehr als 80 Unternehmen, darunter Cummins, Daimler Truck, Nikola und Volvo Trucks als „Kernmitglieder“.
Ein Konsortium interessierter Partner aus der Industrie und Forschungsinstituten hat in Deutschland bereits ein Pilotprojekt, das HoLa-Projekt, gestartet, um das Megawatt-Laden für den Fernverkehr unter realen Bedingungen zu testen und mehr Informationen über die Nachfrage nach dem europäischen MCS-Netzwerk zu gewinnen.
Veröffentlichungszeit: 29. Juni 2022